28-30Juli Tag 68,69 & 70 Polarsirkel
28-30Juli Polarsirkel & Saltfjellet Nationalpark
Ich sitze in der Raudfjelldalskoia, einer kleinen Schutzhütte direkt am Polarkreis und das am 69 Tourtag.
Gestern wanderte ich von der tollen neuen Kvitsteindalstunet zur Virvasshytta welche vermutlich das gleiche Baujahr hat, auch diese Hütte war wieder so richtig schön eingerichtet und die hat sogar eine Duschkabine!! Ok mit einem schwarzen Solarduschsack aber im Prinzip ist das eine Hütte mit Dusche. Die Virvasshytta liegt direkt am See. Eigentlich super wären da nicht diese scheiss Moskitos. Die letzten Gäste die die Hütte besucht hatten, haben leider die Haustür zulange offen gelassen und so musste ich zuerst etwa hundertmal Händeklatschen bis die Wohnung einigermassen Schnackenfrei war.
Die Wanderung zur Virvasshytta war wieder toll und ich kam dort bereits kurz vor 15:00 Uhr an.
Ok das ist jetzt wirklich mitten am Nachmittag, aber das liese sich vermeiden wenn man später starten würde oder etwas langsamer laufen täte.
Beides liegt mir nicht und schnell bin ich eigentlich auch nicht manchmal gehts echt nur im Gänsemarsch. Egal wenn ich jetzt nach einer Pause weiter wandern würde erwischt mich voll der Regen und die Formel Kalt+Zelt*Isomatte versus Gemütlich+riesen Sofa*Feuer im Ofen gibt ein eindeutiges Resultat. Ich bleibe und laufe dafür morgen bei Zeiten los dann gehts sicher bis Bolna und vermutlich bis zum Polarkreis.
So es ist bereits Montag der 31. Juli und ich mache besser eine Zusammenfassung der letzten Tage. Ich liege im Zelt bei der Sprungschanze in Mo I Rana. Wie kommt das denn? Long story…
Also zurück zur Virvasshytta. Wie immer war ich sehr früh wach machte mir einen Kaffee zum Frühstück und ass das letzte Knäckebrot, ab jetzt gibts Kartoffelstock zum Frühstück. Ja das ist wirklich ungewöhnlich aber brauchst halt nur warmes Wasser zum anrühren und gut ist und etwas Energie braucht der Motor. So ein Mist aber hier oben sind Läden noch seltener anzutreffen wie Elche.
Der Weg war wieder eine wahre Freude, schön weicher Boden und tolle Landschaft. Zum Bahnhof Bolna sind es 25 km und da ich bereits um 05:30 los wandere werde ich so um zwei in der Bolnastua sein und dann kann ich sicher noch die 10 km bis zur Raudfjelldalskoia und dem Polarkreis dranhängen. Easy 35 km, wer fast kein schweres Essen mitschleppt hat einen entsprechend leichten Rucksack. Ich wandere bereits einige Stunde, da kommt mir doch tatsächlich ein Wanderer der von Nord nach Süd läuft entgegen. Ich gehe aus dem Weg, halte und sage Hei hei, god tur, Norge på langs? und rechne eigentlich damit das wir wenigstens so 5 Minuten Smalltalk machen. Nix da, der Depp brummt irgendetwas und läuft an mir vorbei ohne Gruss und ohne Halt. Ja spinnt der denn, voll auf Rekordjagd. Aber he erstens wird es immer noch einen geben der schneller wie er ist. Im Youtube findest Einen der ist die ganze Strecke jeweils per Marathon pro Tag gerannt. Und der Typ von vorhin macht vermutlich die kürzest mögliche Strecke aber sicher nicht meine Strecke also wie will er sich mit mir vergleichen. Und wo bleiben die tollen Erinnerungen wie mein Baumhaus, das Heu aufhängen und all die anderen Stories die ich erleben durfte. Das Alles ist doch so viel mehr Wert als einfach Norwegen abzurennen. Was der macht mag ja sportlich eine riesen Leistung sein aber wenn Du keine Zeit hast um Dich an dieser einmaligen schönen Landschaft zu ergötzen und einfach mal nur da zu sitzen und in die Landschaft glotzen oder wie im einen Video 3 Minuten lang nur dem Bach zuzuhören dann verpasst Du extrem viel. Wenn der wüsste was er alles verpasst. Er wird nach Hause kommen und sagen He I did it in less than 100 Days und das war dann sein Norwegen der Länge nach. Bei mir wird das erzählen etwas länger gehen, hier im Blog halte ich mich ja extrem knapp und schreibe nur das nötigste aber wenn ich dann ins erzählen komme ja dann brauchst schon ne Kiste Bier bis ich das alles erzählt habe was ich erlebte.
Ich hätte ihm wenigstens hinterher schreien sollen Du Arsch, Grüsse wenigstens!
Egal, ich erfreue mich der Landschaft und wandere weiter ins Sor Randalen.
Was ist das? Richtig ihr habt aufgepasst ein weiteres Tal. Der Simon Michalowicz ein Deutscher hat ein recht schönes Buch über seine Tour geschrieben und vermutlich jeder deutschsprachige NPL‘er hat es gelesen und dann gibts noch das eine von Martin Kettler aus der Schweiz der, hoi mein lieber Freund Martin, wirklich ein Norwegenfreak ist und Norwegen wie aus dem Hosensack kennt.
Also Simon beschreibt eine Stelle da wird der Bach in eine Druckwasserleitung abgezweigt. Eine Staumauer wurde gebaut und das Wasser fliesst durch einen Metallrechen in ein riesen Loch. Scheinbar kann es zu grossen Rülpsern kommen und daher wird der Wanderweg um paar hundert Meter umgeleitet. Wie ich das Buch gelesen hatte war das in meinem Kopfkino eine extrem gefährliche Stelle und ich wollte mir das mal genauer anschauen. Total unspektakulär, einfach eine Staumauer mit einem Abfluss. That’s it und da der Bach hundertprozentig gestaut wird kannst unter der Staumauer ganz einfach das Bachbeet queren. Da hat der Simon meiner Meinung nach etwas arg aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.Falls ich auch zu sehr übertreibe sagt es mir bitte. Ich meine das tue ich nicht, aber gerade in den Blogs und Instagram posts ist das ziemlich verbreitet da wandern die Leute bis zum Halstief durch den Sumpf werden von Horden nicht vorhandener Moose gejagt usw.
Ist alles nicht mein Ding. Ich schreibe lieber Unfug und schmücke das Eine oder Andere noch etwas aus. Und verliere dabei manchmal den roten Faden.
Apropo woher kommt der Begriff "Roter Faden" eigentlich her?
Frag doch die Maus.
„Viele sagen heute, der "rote Faden", von dem wir sprechen, kommt wohl aus der Seefahrt. Vor vielen Hundert Jahren passierte es häufiger, dass Seile und Taue von den Schiffen geklaut wurden.
Ab dem 18. Jahrhundert haben deshalb die Engländer in die Seile der englischen Marine einen roten Faden eingearbeitet. Dieser Faden zog sich vom Anfang bis zum Ende der Seile durch.
Man konnte ihn nicht entfernen ohne das Tau kaputtzumachen. Und am roten Faden konnte man gut erkennen, wem das Seil gehörte. Der rote Faden war also eigentlich ein Diebstahlschutz.“
Wieder was gelernt was einem nicht wirklich hilft.
Ehrlich Das hat wieder überhaupt nichts mit meiner Geschichte zu tun.
Ok nachdem ich dann den Bach gequert bin kam ich auch schon bald zur Bolnastua. Wieder eine super Hütte die hat sogar Strom und für Fiffi gibts eine eigene DNT Hütte. Ich machte mir eine warme Mahlzeit und danach lief ich ins Saltfjellet. So nach 9 Kilometer rief ich Doris per Whatsapp Video an und wir wanderten zusammen zum Polarkreis. So ganz genau auf dem Punkt steht der Bogen dann laut meinem Garmin auch wieder nicht aber immerhin er liegt auf 66.55xxxxx nördlicher Breite. Wollen jetzt mal nicht päpstlicher sein als der Papst. Ab jetzt gibts für lange Zeit keinen Sonnenuntergang. Am Abend habe ich dann noch mit Jonathan telefoniert und punkt Mitternacht ein taghelles Foto der Sonne wie sie sich hinter den Bergen versteckt gemacht.
Ich fand im Gästebuch den Eintrag von Simon er war am 24. August dort also fast einen Monat später wie ich. Dann müsste ich es doch eigentlich auch zum Kap schaffen.
Gestern Sonntag morgen war ich, wenn wunderts um halb vier wach. So langsam frage ich mich schon wann ich wie lange schlafe?
Ich kam dann auf die glorreiche Idee statt zum Kap zu wandern einfach mal dem Polarkreis zu folgen. Blöderweise hatte ich aber meinen Rucksack vergessen, aber schaut selbst da bist relativ schnell rum.
Von hier gings ins wunderschöne Bjolådalen zur Krukkistula wo ich wieder was zum Mittag kochte. Im Hüttenbuch fand ich einen Eintrag von einem Franzosen der NPL durchrennt, aber immerhin hier hätte er auch via Landstrasse abkürzen können also Respekt. Er schrieb das er vor zwei Tagen per Zug nach Mo i Rana zum chillen und einkaufen gefahren ist. Das ist die Idee mein Kopf sagt mir schon seit geraume Zeit Frühstück ohne Brot und Nutella und wandern ohne Schoggi, Nüsse und Gummibärchen ist irgendwie doof. Also that sounds like a plan. Heute Abend per Zug runter Ladekabel und Essen und viel Junkfood einkaufen und dann am morgigen Nachmittag zurück und am 1. August gehts weiter. So machen wir das. Und wenn der Gedanke mal festsitzt dann ist es sehr schwer davon wieder wegzukommen. Ab hier sind es doch nur noch 27 km bis nach Lønsdal dass packst Du.
Das der Weg dorthin über exakt 2‘451‘312 grosse Steine geht wusste ich da ja noch nicht. Egal irgendwann sah ich Licht am Ende der Steine. Wann wohl der Zug fährt? Wenn fragt man da am Besten? Richtig Martin der Norwegen Guru.
Kaum WhatsApp abgeschickt kommen schon die Abfahrtszeiten zurück!! Der Typ ist eine Wucht und ein wahres Norwegenlexikon.
Um 23:03 ging mein Zug und um halb Eins hing ich mit den Teenagern von Mo i Rana in der einzigen Tanke die ein 24h Restaurant hat rum. Schnell was gegessen und Junkfood aufgestockt und dann gings zur Sprungschanze wo ich mein Zelt aufstellte und meine obligatorischen 4 Stunden Schlaf machte.
So das wurde jetzt doch eine etwas längere Geschichte aber es wird Zeit ich muss los meine Einkäufe machen.
Ps ich weiss jetzt wo ich meinen Schlaf nachhole. bei korrigieren des Textes jetzt ist mir schon 5 mal das Händy aus der Hand gefallen.
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