1 September Tag 103, Nordkap
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1 September Nordkap nach 103 Tagen!
Kristian mit seinem stolzen Sohn der ihn am Kap empfangen hat
Heute morgen um 4 Uhr gabs einen heftigen Sturm der am Zelt rüttelte. Ich ging mit heissem Wasser zu Kristian rüber und er nahm rasch einen Kaffee und ein kleines Frühstück. In der Zeit packte ich meinen Rucksack band das Zelt an den Rucksack und entfernte die Zeltstange. Sofort flatterte das Teil wie wild im Wind. Ich kniete mich darauf und löste sämtliche Herringe. Das Zelt schnell zusammen gelegt und im Rucksack sicher verstaut. Das gleiche Spiel gegen den Wind machten wir mit Kristians Zelt und wir waren ready für die letzten Kilometer bis zum Kap.
Statt 20 km der Strasse entlang zu wandern, nahmen wir eine Abkürzung über den Berg. Laut Karte müsste da eigentlich ein Weg hoch gehen aber Norwegen will uns noch etwas testen und so navigieren wir uns im Nebel 10 Kilometer durchs Gebirge bis wir punktgenau auf eine Schotterstrasse treffen. Das wars! Fertig mit GPS in der Hand während Du läufst, jetzt heisst es nur noch der weissen Linie entlang laufen bis zum Ortsschild NORDKAPP.
Kurz vor den fucking last 5 Kilometer musste ich etwas essen und lies Kris davon ziehen. Es galt ja jeden Tag diese letzten 5 fucking Kilometer zu machen. Manchmal war es ein quälen und die Hütte wollte und wollte sich nicht zeigen dann gab es Tage da war ich so gut drauf dass ich sie gar nicht speziell wahrgenommen hatte. An Anderen fand ich schon etwas früher einen schönen Campingplatz und sagte den Rest machst dann morgen wenn Du wieder frisch bist und meistens reichte in Griff in die Gummibärchentüte um auch diese 5 km zu wandern und doch noch ans Tagesziel zu kommen.
Aber vor diesen letzten 5 hatte ich schon etwas schiss, würde ich nur noch heulend ans Kap laufen oder tanzend die letzten Meter laufen? An dichten Nebel hatte ich aber nie gedacht. Und so werde ich von Autos überholt und schaue ihnen so lange nach bis der Nebel sie verschluckt und bei keinem einzigen sehe ich die Bremslichter aufleuchten. Ein Griff zum Händy und ich wüsste sofort wie weit es noch ist aber would it help? So oder so, Heute laufe ich bis ich diesen Globus sehe und dann spielt es keine Rolle ob es noch 2 Kilometer oder nur noch 500 Meter durch den Nebel sind. Ich komme zum Ortsschild Nordkap mache ein Selfi und laufe weiter, bald bin ich also am Ziel.
Mit den Ortsschilder in Norwegen ist es aber nicht wie bei uns. Hier kommst an das Schild und dann läufst und läufst und läufst und dann kommt endlich das Dorf mit 3 Häusern und wenns 20 sind ist in einem vielleicht sogar ein Joker aber such nie und ich meine wirklich NIE nach einem Restaurant.
Hier ist es anders, ich komme zu einem grossen Busparkplatz und unzähligen Touristen die alle zum Restaurant strömen. Wow Dichtestress ich suche Kristian, jetzt will ich zuerst mit ihm anstossen und einen Burger essen.
Wir sagen ein letztes mal Tschüss und dann gehe ich raus und schau mir das Nordkap an.
Der letzte Bus fährt bereits 14:15 und das Wetter wird nicht besser sondern eher schlechter. Aber es ist wie es ist. Von Aussicht kann keine Rede sein.
Heute siehst einfach nichts, aber ich habe ja auch immer gesagt das Kap ist nicht das Ziel, das Nordkap passiert einfach so wie ein schöner Wasserfall, eine Wackelhängebrücke, Moltebeeren am Wegesrand, ein weisses Rentierkalb das seiner Mutter hinterher rennt. Ich seh es, freue mich darüber und gehe weiter weil ich weiss es kommt noch soviel mehr an unbeschreiblich Schönem!
Aber location location ohne Jerusalema gehts natürlich nicht.
Jemand fragt weshalb ich das mache und ich antworte. Ach immer wenn’s mal Montag war oder ein spezieller Ort dann würde ich das halt machen. Hätte sich so ergeben und irgendwie find ich es noch witzig obwohl ich den Tanz immer noch nicht richtig mache. Angefangen hätte das ganze in Lindesnes, das ist der südlichste Punkt in Norwegen, und jetzt habe ich doch tatsächlich gerade Norwegen der Länge nach durchwandert und tanze wieder und dieses mal zum letzten mal. Sie können es fast nicht glauben, wie auch, ich bin ja selber erstaunt dass ich nur so wenig Zeit brauchte um hier hoch zu kommen.
Jetzt sitze ich im Bus nach Alta, schreibe diesen Blog und schaue immer wieder mit Freude aber auch Trauer zum Fenster hinaus. Da ist die schwarze Kirche , der Wohnwagen an der Strasse, dann kommt gleich die Stelle wo ich mitten auf der E6 Jerusalema tanzte. Wir passieren unseren schönen Hügel wo wir vor sechs Tagen übernachtet haben, den Spot werde ich nie vergessen.
Ich habe es so geliebt hier zu sein, ich kam nach Norwegen um durch das Land zu wandern. Den Süden kannte ich etwas aber eigentlich nicht richtig, manchmal kam ich an einen Ort den ich schon mit meiner Familie besucht hatte und ich ging in das gleiche Restaurant lief durch die gleichen Gassen wie damals aber die meiste Zeit war ich in völlig neuen Gegenden und jeder aber wirklich jeder Tag war ein Festtag und ich möchte keinen Einzigen missen.
Ich wurde oft gefragt wo hat es Dir ganz besonders gefallen und ich kann die Frage nur mit einem einzigen Wort beantworten.
Überall
Wir gratulieren dir ganz herzlich zu dieser grossartigen Leistung. Wir sind stolz auf dich! Liebe Grüsse Viktoria und Robert
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