15 Juli Tag 55 Sandvika
15 Juli Sandvika
64.485861, 13.399806 Ende vom Fjell 64.460292,13.602066 Sandvika
Echt jetzt, ich war der Meinung dass ich nach dem gestrigen Tag ruhig etwas länger schlafen darf und wache entspannt auf Uhren check 04:34. Spinnst jetzt. das Kaffee macht erst um 08:00 Uhr auf und nach der Monster Etappe wird heute mal nicht gelaufen. Das Zelt steht übrigens auf der Langlaufpiste da es hier leider kein Hotel hat, das nächste liegt im Nachbarort 8 km von hier, eigentlich wäre ein richtiges Bett schon cool aber nee ich bleibe.
Gut das ich am Freitag nicht weiter ging und das schlechte Wetter ausgepennt habe. Die norwegische Wetterapp YR ist wirklich sehr genau und gibt das Wetter stündlich an. Am Freitag hat es aber nicht ganz geklappt da das versprochene Schönwetterfenster nie so lange war wie versprochen aber immerhin es reichte um das Zelt windsicher mit Steinen abzuspannen.
Samstag morgen kurz vor Fünf zeigte sich dann die Sonne und es sollte den ganzen Tag sonnig sein.
Die Tour wird lange und die nassen Sachen werde ich dann irgendwann unterwegs trocknen wenn die Sonne stark genug scheint. Also gibts nur eine Tasse Kaffee da mir Brot und Nutella ausgingen. Um Sechs war soweit alles gepackt, jetzt Augen zu und durch. Rein in die nasse Hose rein in die nassen Neoprensocken, rein in die nassen Schuhe und abmarsch. Was für eine mystische Stimmung wenn der Nebel sich lichtet und das Fjell sich in seiner Schönheit zeigt. Wenn ihr schon mal oben auf der Grimsel wandern gewesen seit, so in etwa sieht es aus nur viel viel viel grösser. Überall fliesst Wasser was grün ist, ist oft sumpfig aber dazwischen ist der Granit und es macht echt Laune darauf zu speeden. Wobei zum speeden komme ich gar nicht denn ich stoppe immer wieder um zu fotografieren. Von zuHause höre ich da sieht ja ein Bild gleich wie das Andere aus. Das liegt nur an mir und meinem unvermögen den einen speziellen Augenblick aufs Bild zu kriegen. Ich verpreche Euch wenn ihr diese Etappe nachlaufen würdet Euch ginge es gleich man läuft 100 Meter kommt zu einem Wasserbecken und denkt wow sieht das toll aus, dann 200 Meter und ein neues Wow und dann steigt man auf den ersten Hügel und schaut 360 Grad herum einfach nur Landschaft bis zum Horizont und weiss das sich darin wenn überhaupt höchstens 5, 6 Nasen aufhalten aber vermutlich war ich effektiv die einzige Person die hier gerade durch das Fjell gewandert ist. Wieder ein Wow moment.
Das coole ist ja dass wenn Du oben auf einem Gipfel stehst und nach Händysignal suchst hast Du oft Glück und so konnte ich die Bilder auch gleich teilen. Um 9 wird es Zeit was zu futtern und Zelt und all die nassen Sachen zum trocknen in die Sonne zu legen. Es gibt Kartoffelstock. Ja ist jetzt nicht das klassische Frühstück aber man isst halt was man noch bei sich hat.
Das Dumme ist, es windet nicht.
Sei doch Froh denkt ihr euch vermutlich. Nein wenn es windet versteckst Du Dich in den Windschatten von einem grossen Stein und isst deinen Kartoffelstock. Wenn’s nicht windet dann fliegen die kleinen Mistviecher um Dich herum und Du isst mit der rechten Hand den Stocki und mit der Linken klatscht Du die scheiss Mücken tot noch schlimmer sind die Killerfliegen das sind mutierte fliegende Krebse die spürst Du nicht wenn sie auf Dir landen erst wenn sie zukneifen aber dann ganz bestimmt.
Die heissen Tabanus sudeticus und die Norweger nennen sie Klegg vermutlich weil es Klegg macht wenn Du mit der Hand auf das Mistviech schlägst immerhin Du gewinnst immer aber kaum ist die eine tot kommt ihr Kollege und macht weiter. klegg klegg klegg ..
Wie alles trocken ist packe ich den Rucksack und mache mich auf den weiteren Weg.
Du hast die Tour verlassen schau auf die Karte. Ja das hatten wir ja schon mal.
Keine Ahnung nach wie vielen Kilometer über wie viele Gipfel und Täler ich gewandert bin komme ich viertel vor Elf wieder auf eine Anhöhe und da steht sie die Almdalshytta, direkt am gegenüberliegenden Bachufer was für eine Punktlandung obwohl Komooti meint die Tour liegt 100 meter rechts von Dir. Über die Hängebrücke gehts über den Bach. Auf der anderen Seite gibts tatsächlich einen Wanderweg nach 2 Minuten habe ich ihn schon wieder verloren und treffe ihn dann fünf Minuten später zum Glück doch wieder.
Ich denke mir noch toll das wird ein leichtes bis ich in Brattmansmolen wieder Asphalt unter den Füssen habe. Denkste bald darauf kommt ein letzter Holzpflock und ab dann verliert sich wieder der Weg.
Irgendwann sind es nur noch 9.99 km bis zur Strasse. Dann nur noch 6 und dann komme ich wieder auf eine Anhöhe und sehe Sandvika am Horizont. Ich bin wirklich durchs weglose Fjell gewandert. Und dann kommen die zwei letzten Mistkilometer durch dichten Wald immer nach Norden und steil den Hang hinunter mich haut es mehrmals hin. Ich glaube beim einen Sturz habe ich mir sogar den linken kleinen Finger ausgehängt. Er sah zumindest komisch schräg abstehend aus. Ich schnippe kurz an ihn und es macht plopp und er schaut wieder so aus wie gewohnt. Bin mir echt nicht sicher ob es das war. Zumindest kann ich ihn normal bewegen aber etwas geschwollen ist er irgendwie schon. Mal schauen ob es hier einen Doktor hat aber Sonntags ist da sicher nichts zu wollen.
Ich komme auf eine Lichtung und das ist im Winter eine Langlaufpiste. Komm geh da lang kaum bin ich mitten auf der Lichtung stecke ich weit über den Knien im Sumpf und plumpse Bäuchlings hin die ganze Front ist Dreckverschmiert und ich bin von Kopf bis Fuss pitschnass und sehe aus wie wenn ich ein Schlammbad genommen hätte. Kaum aus dem Schlamm raus wälze ich mich im hohen Gras um so einigermassen wieder halbwegs saubere Kleider zu haben. Das trocknen muss die Körperwärme übernehmen.
Naja ein Festtag wars schon halt mit etwas Abzügen wofür die letzten 2 Kilometer schuld sind aber die kannst halt nicht vorverlegen.
Von der Strasse bis Sandvica kamen dann nochmals 10 km dazu. Ich telefonierte dabei lange mit der Familie und schaute mir um die öde Stecke abzuspulen die Tagesschau an und um Neun gabs Schoggi Bier und Hamburger. Endlich ging einer der längsten und intensivsten Tage zu Ende.
Endlich klingt irgendwie falsch denn es war einer der Besten bis jetzt aber so ganz ohne fluchen gings dann doch nicht. Diese letzten 3 Kilometer durch den Wald waren einfach zu doof und dann das mit dem kleinen Finger. Ich will nicht das es plötzlich heisst: Pech gestürzt, Bein verknaxt Rückflug gebucht.
Um Zehn schliesst die Beiz und ich suche mir eine Stelle wo ich das Zelt aufstellen kann.
Ja und das ist mitten auf der Langlaufpiste. Im Sommer ist da wenig bis gar nichts los, passt scho.
Also letzte Woche war ja die OL Weltmeisterschaft in Flims/Laax da gab es auch spektakuläre Szenen. Deine Geschichte (inkl. Finger) toppen aber ALLES!
AntwortenLöschenGueti Besserig!